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163. Geschichten zu geistlichen Liedern.
1. Warum sollt' ich mich denn grämen.
Der bekannte Liederdichter Paul Gerhardt wurde im Jahre 1666
seines Prediger-Amtes in Berlin entsetzt. Auf Veranlassung des Rathes
und der Bürgerschaft zu Lübben hielt er am 14. Oktober 1668 daselbst
eine Gastpredigt. Sogleich am folgenden Tage trug ihm der Ratb mit
allgemeiner Zustimmung der Bürgerschaft die dortige Archidiakonatstelle an,
und Gerhardt nahm sie wie einen Posten aus der Hand des Herrn. Sein
Antritt wurde aber durch mancherlei Verdrießlichkeiten, welche wegen des
nöthigen Ausbaues der Amtswohnung entstanden, und durch eine gefähr-
liche Krankheit seines einzigen Sohnes, Paul Friedrich, bis weit in das
Jahr 1669 verschoben, indem er erst am Trinitatisfeste dieses Jahres sein
neues Amt und zwar in einem Alter von 63 Jahren antreten konnte.
Daß er diese neu übernommene Arbeit im Weinberge des Herrn nicht
allzu lange hindurch vollführen werde, ließ sich wohl befürchten. Nach
siebenjährigem treuen Dienste daselbst ries ihn der Herr am 7. Juni 1676
von seinem Tagewerk auf Erden ab. Er starb mit den Worten des ach-
ten Verses seines eigenen herrlichen Liedes: Warum sollt' ich mich denn
grämen —
Kann uns doch kein Tod nicht todten,
Sondern reißt
Unsern Geist
Aus viel tausend Nöthen,
Schließt das Thor der bittern Leiden
Und macht Bahn,
Da man kann
Geh'n zur Himmelsfreuden.
Sein Leben auf Erden währte genau 70 Jahre, von welchen er 25
als ein treuer Haushalter über Gottes Geheimnisse verbracht hatte. In
der Hauptkirche zu Lübben ruhen seine Gebeine.
2. Jesus, meine Zuversicht.
Zu gleicher Zeit mit Paul Gerhardt, den wir einen Fürsten unter
den Dichtern nennen können, lebte in Berlin eine Dichterin aus fürstlichem
Geschlecht, Luise Henriette, die Gemahlin des großen Kurfürsten. Sie
stammte aus dem Fürstenhause Hollands und war einfach und fromm er-
zogen worden. Als Fürstin war sie eifrig bemüht, die frischblutenden
Wunden des 30jährigen Krieges im Volke zu heilen. Sie führte zu dem
Ende den Kartoffelbau in der Mark ein, ließ von den Holländern Muster-
wirthschaften anlegen und theilte ihre ganze Zeit zwischen Andachtsübungcn
und Werken helfender Liebe. Darum sah das ganze Land sie so recht
eigentlich als Mutter an, und Luise wurde allenthalben ein beliebter Tauf-
name. Sie stand erst im 39. Jahre, als ihr Ende nahte. Ihr junges
Leben sträubte sich wohl gegen den Tod, und sie, die das heldenmüthige
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Extrahierte Personennamen: Paul_Gerhardt Gerhardt Paul_Friedrich Friedrich Jesus Paul_Gerhardt Luise_Henriette
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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ochter Margr etha verabredet. Vielleicht in Folge geheimer Verab-
redungen mit dem unfähigen Magnus fiel Waldemar in Schonen ein und
drang glücklich vor. Aus Mangel an Lebensrnitteln mußte er indeß bald den
Rückzug antreten, und nun bemächtigte sich der Erstgeborne des Schweden-
königs, Erich, rasch aller verlorenen Schlösser und Landschaften wieder, und
Waldemar zog unverrichteter Sache zurück. Allein er konnte warten.
„Morgen ist auch noch ein Tag," sagte er gelassen und ging heim.
Da starben in rascher Folge Erichs Gemahlin, eine Schwestertochter
Waldemars, ihre beiden Kinder und endlich der Kronprinz selbst. Dieser
glaubte von seiner eignen Mutter vergiftet zu sein. „Die mir das Leben
gab," sagte er sterbend^ „hat mir auch das Leben genommen."
Waldemar ging nun im Jahre 1360 zum zweiten Male über den Sund.
Helsingborg ward belagert und erobert, und ganz Schonen fiel in seine Hände.
Magnus lieferte ihm die Kaufbriefe über diese Provinzen aus, und Wal-
demar warf sie ins Feuer. In Schweden war die Meinung, das Alles sei
mit gutem Willen und Vorwissen des Königs g-eschehen.
Also ward im Sommer 1360 das dänische Reich in der Ausdehnung,
in welcher es Gorm begründete und Waldemar der Sieger herstellte, durch
den vierten Waldemar blos durch die Redensart: „Morgen ist wieder ein
Tag", wieder zusammengebracht.
Da glaubten die Schweden die Pflichtvergessenheit ihres Königs nicht
länger dulden zu können. Sie forderten den Sohn desselben auf, seine
Verlobung mit Margreth.a aufzuheben, und statt ihrer um Elisabeth,
Heinrichs des .Eisernen Schwester, zu werben. Er willigte ein. Die
Werbung ward angenommen, und Heinrich der Eiserne und Magnus ver-
bürgten sich für die Vollziehung des Verlöbnisses.
Als nun aber kurz darauf Waldemar die Inseln Oeland und Gothland
mit der reichen Hansestadt Wisby eroberte, ohne daß Magnus ernsthaften
Widerstand leistete; als sogar herlautete, er habe Waldemar schon im
Voraus versprochen, die Eroberung dulden zu wollen: da nahm Hakon seinen
eigenen Vater auf Verlangen des schwedischen Reichsrathes gefangen und
bestieg den väterlichen Thron.
Mit ihm verbanden sich setzt Gras Heinrich der Eiserne, Lübeck und
andere Hansestädte gegen Dänemark, und der Krieg begann. Graf Heinrich
wurde zum obersten Feldherrn des Heeres und der vereinigten Flotte
ernannt, der Bürgermeister von Lübeck, Johann Wittenberg, befehligte die
lübschen Schiffe. Da das schwedisch-norwegische Heer noch nicht erschien,
so wandte man sich zunächst gegen Seeland. Man legte bei Kopenhagen
an und rächte Wisbys Schicksal durch Plünderung dieser Stadt; selbst die
Thurmglocken wurden nach Lübeck geführt. Als die dänische Flotte einen
Angriff unternahm, erhielt Herzog Christoph, des Königs einziger Sohn,
durch einen Stein aus einem der Lübecker Wurfgeschütze eine gefährliche
Wunde, an welcher er lange siechte und den Sommer daraus in Raserei ver-
starb. In Folge dieses Unfalls ergriffen die Dänen die Flucht.
Jetzt landeten die Hanseaten an der schouischen Küste, wo 2000
Schweden zu ihnen stoßen sollten; aber Niemand war da. Dessenungeachtet
ward H el singbv rg angegriffen, mit sechszehn Sturmböcken unaufhörlich be-
arbeitet und Tag und Nacht beschossen. Voll Eifers begab sich der Lübecker
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Extrahierte Personennamen: Magnus Magnus Waldemar Erich Waldemar Magnus Magnus Heinrichs Heinrichs Heinrich_der_Eiserne Heinrich Magnus Magnus Magnus Magnus Waldemar Hakon Heinrich_der_Eiserne Heinrich Heinrich Heinrich Johann_Wittenberg Johann Christoph
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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die Düveke war schön. Christian tanzte anstandshalber zuerst mit einer
andern, dann mit ihr. Und dieser Tanz brachte nachträglich Christian Ii.
dahin, daß er aus allen seinen Reichen hinaustanzen mußte. Denn die alte
Holländerin war ein verschmitztes Weib und wußte bald so viel Einfluß auf
ihren Quasi-Schwiegersohn zu gewinnen, daß sie die Seele seiner ganzen
Negierung wurde.
Als König Hans die Abnahme seiner Kräfte fühlte, ließ er seinen
Sohn nach Dänemark zurückkommen. Christian gehorchte, befahl aber der
Siegbritt und ihrer Tochter, ihm bald nach Kopenhagen zu folgen. Als er
in Dänemark ankam, mußte er feinen Vater auf einer Reife nach Jütland
begleiten. In Aalborg erkrankte der König, rief feinen Sohn an sein
Sterbelager und legte ihm die Wohlfahrt des Reichs ans Herz. Dann
befahl er seine scheidende Seele in Gottes Hand (den 21. Februar 1513).
In Dänemark und Norwegen wurde nun Christian Ii. bald als König
anerkannt, mußte aber eine Handfeste ausstellen, durch welche die Rechte des
Adels zum Nachtheil der königlichen Macht noch mehr erweitert wurden.
Die schwedischen Gesandten, die zugegen waren, weigerten sich zwar nicht
ausdrücklich, ihn als König anzunehmen; aber sie erklärten, keine Vollmacht
von den schwedischen Reichsständen dazu erhalten zu haben. Für den könig-
lichen Antheil der Herzogthümer sollte die Huldigung auf dem Landtage in
Flensburg geschehen. Als die Stände versammelt waren und Christian
durch den Bischof von Lübeck die übliche Belehnung empfangen hatte, ver-
langte er die Huldigung der Stände als eine Sache, die sich von selbst ver-
steht. Die Stände aber dachten anders, meinten, der König müsse vorher
die Privilegien des Landes beschwören, und drohten, von ihrem Wahlrecht
Gebrauch zu nmchen, wenn es nicht geschehe. Darauf durfte es Christian
nicht ankommen lassenp der mitanwesende Oheim Friedrich war dabei ein
gefährlicher Gegner. So gab er denn nach und bestätigte gemeinsam mit
seinem Oheim eidlich durch eine Urkunde vom 18. October 1513 die Landes-
verfassung und die Gerechtsame der Stände mit der ausdrücklichen Erklärung,
daß die Stände ihn nicht als einen König von Dänemark, sondern als einen
Herzog von Schleswig und Holstein zu ihrem Herrn angenommen hätten.
Siegbritt war mittlerweile mit ihrer Tochter nach Kopenhagen ge-
kommen, und der König ließ ihnen auf dem Amager Markte ein hübsches
Haus bauen, welches hernach Siegbritts Pälast genannt ward und in
welchem bald die wichtigsten Reichssachen abgehandelt wurden. Siegbritt
war keine gewöhnliche Frau. Mit Leib und Seele Hölländerin, erzählte sie
gern von dem Handelsreichthum ihres Vaterlandes, von dem Glanze und
der Herrlichkeit feiner Städte, die in den meisten Provinzen weit vor Adel
und Geistlichkeit gingen, und suchte den König zu bewegen, die Aus-
saugungen seines Landes durch den Adel, die Geistlichkeit und die Hanseaten
zu beseitigen.
Das konnte natürlich dem Kanzler Walkendorp, der mittlerweile
Erzbischof von Drontheim geworden war, nicht gefallen, und er und die
übrigen Reichsräthe riethen dem König ernstlich zu einer Heirath, und
zwar zur Verbindung mit Karl V. Schwester Jsabella. Der König
willigte ein, und die Bewerbung geschah. Der Großvater der Braut, der
Kaiser Maximilian) gab seine Zustimmung; die dreizehnjährige Prinzessin
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Extrahierte Personennamen: Christian Christian_Ii Hans Christian Christian_Ii Christian Christian Friedrich Friedrich Karl_V._Schwester_Jsabella Karl_V. Maximilian) Maximilian
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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acht Söhne verloren. Um der unglücklichen Frau nicht den letzten Trost zu
rauben, meldete ihr der Bote, der ihr die Niederlage der Holsten anzeigte,
daß zwar ihre Söhne mit dem Herzog umgekommen, ihr Gemahl aber wohl-
behalten aus der Heimreise sei. Wohl durchzuckte ein tiefer Schmerz das
mütterliche Herz; mehr aber als der Verlust ihrer Söhne schmerzte sie die
Flucht ihres Gemahls. „Er soll mich nicht berühren," sagte sie, „wenn er
sein Leben durch eine schimpfliche Flucht gerettet hat. Wer sein Leben dem
Kampfe für seinen Fürsten gewidmet hat, für den ist es schändlich, ohne den-
selben aus der Schlacht zu kommen, es sei denn, daß er Wunden als Zeichen
seiner Tapferkeit vorzeige." „Er ist nicht geflohen, edle Frau," sagte der
Bote, ergriffen von Verwunderung über die Geistesstärke der Frau. „Er
hat solche Wunden empfangen, daß er kaum zu athmen vermag." Da um-
floß das Gesicht der hochherzigen Frau eine schmerzliche Freude und mit
gefaßter Stimme sagte sie zu dem Boten: „Wie glücklich bin ich, daß mir
Gott einen solchen Mann und solche Söhne gegeben hat, welche ihr Leben
für's Vaterland aufgeopfert haben!"
Die in tiefe Trauer versetzte Herzogin Elisabeth schloß mit den
Siegern einen zehnjährigen Frieden. Die Dithmarscher sollten in Schles-
wigholstein, aus der Eider und Treene Zoüfreiheit genießen; von holsteinischer
Seite solle ihnen kein Nachtheil mehr zugefügt und kein Feind ins Land
gelassen werden; ein entstehender Streit solle durch angesehene Holsteiner
und Dithmarscher geschlichtet werden. Wäre ein Theil gesonnen, den Frieden
nicht länger zu halten, so solle er ihn dem andern sechs Wochen vorher
kündigen.
26. Elisabeth und Margaretha.
Herzog Gerhard hinterließ von seiner Gemahlin Elisabeth von Braun-
schweig fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. Der älteste Sohn,
Heinrich, war sieben Jahre alt, Adolf war dreijährig und Gerhard
ward erst nach dem Tode des Vaters geboren. Von den beiden Töchtern
ging die eine später in das schwedische Kloster Wadstena, und die andere,
welche Hedwi g hieß, vermählte sich zuerst mit dem Fürsten Balthasar von
Wenden und, als dieser starb, mit dem Grafen Dietrich dem Glück-
seligen von Oldenburg.
Nun hatte freilich der Herzog vor seiner Abreise nach Dithmarschen
eine Vormundschaft für seine unmündigen Söhne angeordnet, bestehend aus
Erich von Krummendiek und andern schleswigholsteinischen Edelleuten. Der
Bruder des Herzogs aber, Bischof Heinrich von Osnabrück, legte, als
er den Tod des Bruders erfuhr, schnell sein Bisthum nieder und eilte in sein
Vaterland zurück, weil er als Oheim das nächste Recht zur Vormundschaft
zu haben glaubte und selbst einen Theil Holsteins von Rechtswegen fordern
konnte.
Die Einwohner des Landes nahmen ihn bereitwillig auf; Segeberg
und Rendsburg öffneten ihrem Fürstensohn die Thore, und einer der Vor-
münder, der sich ihm widersetztc, ward bei Bramstedt geschlagen. Die
Herzogin und ihre Räthe mußten, wiewohl ungern, ihn an der Vormundschaft
und Regierung Holsteins theilnehmen lassen. Um zu verhindern, daß der
Graf-Bischof, ihr Schwager, auch nach Schleswig hinübergreife, wandte sie
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Margaretha Gerhard Elisabeth Heinrich Heinrich Adolf Adolf Balthasar_von
Wenden Erich_von_Krummendiek Heinrich_von_Osnabrück Heinrich
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Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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dithmarschen von Brunsbüttel bis Meldorf, dieses mit eingeschlossen; Johann
erhielt Mitteldithmarschen mit Wöhrden, Weslingburcn, Weddingstedt und
Heide, Adolf Norderdithmarschen mit Lunden. Das Land verlor aber nicht
alle Selbstständigkeit. Ueber jeden Theil ward ein Landvogt mit acht ein-
gebornen Rathen gesetzt und diesen Landvögten traten später Landschafts-
Versammlungen an die Seite. In den Communalverhältnissen blieb Manches
beim Alten, und so ist bis auf den heutigen Tag ein Stück Selbstregierung
ihnen geblieben, obgleich sie im Lauf der Zeit fest mit dem übrigen Holstein
verwachsen sind.
Herzog Johann, gewöhnlich Johann der Aeltere genannt, wohnte
auf seinem Schlosse zu Hadersleben und war ein gerechter, milder und
frommer Fürst. Er führte ein stilles Leben und sorgte für das Wohl seiner
Unterthanen. Er hat die Klosterschule zu Bordesholm zu einem Gymnasium
erweitert und in Hadersleben eine Gelehrtenschule angelegt, welche eine
wichtige Pflanzstätte wissenschaftlicher Bildung im nördlichen Schleswig
wurde. Als er am 2. October 1580 unvermählt starb, theilten Adolf und
Friedrich Ii. seinen Antheil an Sckleswigholstein.
Herzog Adolf, der den s. g. Gottorfer Antheil von Schleswig-
holstein besaß, war ein Fürst von ausgezeichneten Geistesgaben, thätig,
unternehmend und entschlossen, aber nicht frei von Herrschsucht und Eigen-
mächtigkeit. Er hatte sich in seinen jüngern Jahren um die Hand der
großen Königin Elisabeth von England, aber ohne Erfolg, beworben und
sich später mit einer Tochter des Landgrafen von Hessen, Philipps des Groß-
müthigen, verheirathet. Er war an dem Hofe Karls des Fünften gebildet
und diente diesem schon vor seinem Unternehmen gegen die Dithmarscher.
Aber auch später noch nahm er an auswärtigen Kriegen Theil. So kämpfte
er unter der Führung des grausamen Herzogs von Alba für Karls Sohn
Philipp gegen die Niederlande. Das nahmen ihm die lutherischen Geistlichen
seines Landes sehr übel, und ein Prediger in Husum war dreist genug, ihm
das gerade ins Gesicht zu sagen. Als Adolf nämlich zu Schiff aus den
Niederlanden nach Husum kam und dort dem Gottesdienste beiwohnte, dankte
der Prediger Peter Bokelmann für die Rückkehr des Herzogs mit den
Worten: ,,Wir danken billig Gott, der unserm gnädigsten Landesfürstcn
gesund wieder anher verhelfen; aber wem hat er gedient? dem Teufel und
seiner Großmutter." Als darauf der Prediger, vom Herzog zu Tisch ge-
laden, sich bei ihm einfand, sagte Adolf: „Vater, es gab starkes Bier in der
Kirche." „Gnädigster Herr," entgegnete Bokelmann, ich kann nicht wider
Gott und mein Gewissen reden," worauf der Herzog erwiderte: „Nun,
bleibt nun dabei." Als Adolf am 1. October 1586 starb, hinterließ er vier
Söhne und drei Töchter. Die drei ältesten Söhne folgten dem Vater nach
einander, jeder bis an seinen Tod, in der Regierung seiner Lande, erst
Friedrich ein Jahr, dann Philipp drei Jahre und endlich Johann Adolf
sechs und zwanzig Jahre; der jüngste, Johann Friedrich, ward Erzbischof
von Bremen und Lübeck. Zu merken ist noch, daß dieser Adolf der Stamm-
vater des jetzigen Kaiserhauses in Rußland, des vormaligen schwedischen
Königshauses und des großherzoglichen oldenburgischen Hanfes ist.
König Friedrich Ii. hatte noch zwei Brüder, Magnus und Johann.
Da er den königlichen Antheil won Schleswigholstein als ein Land ansah,
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Extrahierte Personennamen: Johann Adolf_Norderdithmarschen Adolf Johann Johann Johann Adolf Friedrich_Ii Friedrich Adolf Adolf Philipps Philipps Karls Karls Philipp Philipp Adolf Adolf Peter_Bokelmann Adolf Adolf Bokelmann Adolf Adolf Friedrich Friedrich Philipp Philipp Johann_Adolf Johann Adolf Johann_Friedrich Johann Friedrich Adolf Friedrich_Ii Friedrich Magnus Magnus Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Weslingburcn Heide Holstein Hadersleben Schleswig- England Hessen Karls Niederlande Husum Niederlanden Husum Bremen Rußland
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Noth und Verfolgung aller Art erduldet, und Mancher war, wie der
64jährige Kielmannsegge, darüber gestorben. Unsicherheit und Verwirrung
des Rechts hatte sich überall verbreitet; des Königs Beispiel in Raub, List
und Wortbrüchigkeit wirkte ansteckend auf die Unterthanen. Landtage waren
nicht gehalten worden, und die Landesverfassung wurde nicht beachtet. Die
Contributiou, welche früher auf den Landtagen bewilligt, zur Zeit der
Annexion aber einseitig vom Landesherrn ausgeschrieben worden war, wurde
jetzt eine stehende Steuer.
Christian Albrecht genoß das neue Glück einer friedlichen Regierung
nur noch sechs Jahre; er starb am 27. December 1694, noch nicht 54 Jahre
alt. Er hat reichlich 34 Jahre regiert und davon fast 14 Jahre außer
Landes zugebracht. Von seinen beiden Söhnen Friedrich und Christian
August folgte ihm der Erstere in der Regierung.
41. Herzog Friedrich Iv.
Herzog Friedrich Iv. stand beim Ableben seines Vaters im vierund-
zwanzigsten Lebensjahre. Die Gewalttätigkeiten des dänischen Königs
hatten ihn gegen Dänemark erbittert, und seine Erziehung, die er zum Theil
an dem befreundeten schwedischen Hofe erhalten hatte, hatte ihn nach
Schweden hinüber gezogen. Der Minister seines Vaters, ein Ahlefeldt, der
das gute Vernehmen mit Dänemark in den letzten Jahren erhalten hatte,
ward daher entlassen und der Geheimrath von Wedderkop und dessen
Schwager Pincier zu den ersten Beamten des Landes ernannt, weil sie die
Ansichten des Herzogs theilten. Die Truppen wurden vermehrt und bei
Stapclholiu und an der Sorge neue Schanzen gebaut, auch 500 Schweden
zur Deckung derselben ins Land gezogen. Wo noch dänische Sprache in
seinem Antheil von Schleswig in Gebrauch war, wurde auf ihre Beseitigung
hingewirkt und für den Gottorfer Antheil eine neue Flagge, geschmückt mit
dem holsteinischen Nesselblatt und dem schleswiger Löwen, eiugesührt.
Christian V. hatte sich gleich Anfangs geweigert, den Herzog als den
Alleinherrscher des Gottorfer Antheils anzuerkeunen. Er that, als ob er
nicht wisse, daß im herzoglichen Antheil nur der Erstgeborne zur Thronfolge
berechtigt sei, und verlangte, daß ihm das Testament Christian Albrechts
vorgelegt werde, damit er sehe, ob Friedrich allein oder mit seinem Bruder
gemeinschaftlich zu regieren habe. . Er machte dem jungen Herzog das Recht
streitig, ohne des Königs Einwilligung Truppen zu halten und Schanzen
.anzulegen, und ließ, als er kein Gehör fand, 1697 die angelegten Schanzen
durch seine Truppen gewaltsam zerstören, zog dieselben dann aber ohne wei-
tere Feindseligkeiten aus dem herzoglichen Gebiet zurück.
Der Herzog ging nun nach Schweden, wo noch im selben Jahre sein
Freund und Jugendgespiele, der fünfzehnjährige Karl Xii., zur Regierung
kam. Eine Zeitlang übte er einen bedeutenden Einfluß auf den jungen
König, mit dem er sich in einem wilden Treiben erging, zum Leidwesen des
schwedischen Volks, das von Gottorfer Raserei sprach. So soll er einst den
kühnen Karl verleitet haben, einen hohen Stoß loser Bretter hinaufzureiten,
und ein andermal, sich auf einen lebendig gefangenen Hirsch zu setzen.
Karl Xii. ernannte seinen Freund zum Obersten und Commandanten von
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Extrahierte Personennamen: Christian_Albrecht Albrecht Friedrich Friedrich Christian
August August Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Christian_V. Christian_Albrechts Albrechts Friedrich Friedrich Karl_Xii Karl Karl Karl Karl_Xii Karl
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Zwei Gottorfer auf den nordischen Thronen — das dünkte Chri-
stian Vi. eine allzugefährliche Nachbarschaft, und er suchte wenigstens die
Erwählung des Fürstbischofs zu Hintertreiben, indem er den Schweden seinen
eignen Sohn Friedrich empfahl. Aber seine Bemühungen waren fruchtlos;
Adolf Friedrich wurde zum Thronfolger in Schweden erwählt.
Christian Vi. versuchte jetzt auf gütlichem Wege, sich die Gottorfer
vom Hals zu schaffen. Cr bot dem Großfürsten Karl Peter Ulrich einen
Tausch an. Er wollte ihm fürholstein-Gottorf und die Ansprüche auf Schles-
wig das früher erworbene Oldenburg und Delmenhorst geben; aber der
Großfürst lehnte dieses Anerbieten ebenso entschieden ab, wie einst sein Vater
die Million. Alles, was Christian erlangen konnte, war ein auf 15 Jahre
geschloffener Vertrag, in welchem festgesetzt wurde, hinsichtlich Schleswigs
sich gütlich vergleichen zu wollen. Bald nach Abschluß dieses Vertrages starb
Christian Vi. (1746) und hinterließ dei§ Thron und die Unterhandlungen
seinem Sohne Friedrich V. ^
Diesem Fürsten gelang es zunächst, den schwedischen Thronfolger Adolf
Friedrich zu einem Vertrag zu bewegen. Derselbe entsagte zu Gunsten des
Königs und seiner männlichen Nachkommen allen Ansprüchen auf Schleswig
und erklärte sich bereit, falls ihm oder seinen Nachkommen die Nachfolge in
Holstein zufalle, dieses Land gegen Oldenburg und Delmenhorst zu vertau-
schen. Auch mit dem Großfürsten ward verhandelt, die Sache schien dem Ab-
schluß nahe; nur die Größe der Entschädigungssumme war noch streitig —
da brach der Großfürst plötzlich die Unterhandlungen ab.
Für das Land wäre es offenbar eine Wohlthat gewesen, wenn der
Tausch zu Stande gekommen wäre; denn Friedrich V. war ein tüchtiger,
wohlwollender Fürst, der für das Beste seiner Lande sorgte. Er suchte das
Schulwesen und die Armenpflege in den Herzogthümern zu verbessern, Han-
del und Gewerbe zu heben und bestätigte die Landesrechte als Privilegien
der schleswigholsteinischen Prälaten und Ritterschaft. Während so im könig-
lichen Antheil der Herzogtümer Ordnung und Zufriedenheit herrschte, sah
es im Gottorfer, oder wie man jetzt sagte, im großfürstlichen Antheil säst
noch schlechter als früher aus. Der Großfürst lebte in Petersburg; das
„geheime Conseil" besorgte die Regierungsgeschäfte und es hielt schwer, auch
nur ein Wort nach Petersburg an den Großfürsten gelangen zu lassen. So
wurde denn die Regierung mit großer Willkür geführt; ein Beamter suchte
den andern zu verdrängen, und man erzählt, daß die höhern Beamten immer
Pferde gesattelt hielten, um sogleich zur Flucht bereit zu sein; denn unver-
muthete Verhaftungen waren etwas Gewöhnliches, und das gute Gewissen
fehlte wohl den meisten. Auch den ausgezeichneten Westphalen traf das
Schicksal, 1750 verhaftet zu werden. Da wagte es der Amtsverwalter von
S ald ern in Neumünster, insgeheim nach Petersburg zu reisen. Er benutzte
einen günstigen Augenblick und bat den launigen und heftigen Großfürsten
nur auf ein Wort um Gehör. Erstaunt über die seltene Art des Eingangs
gestattete der Fürst ihm, zu reden; sein Erstaunen wuchs, als Saldern mit
ungewöhnlicher Beredtsamkeit eine Schilderung der Landesverwaltung und
der herrschenden Mißbräuche gab. Saldern gefiel dem Großfürsten, gefiel
am russischen Hofe und kam 1759 als großfürstlicher Etatsrath zurück, ward
Mitglied des „geheimen Raths" und war mit Erfolg für die Verbesserung
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Adolf_Friedrich Adolf Friedrich Christian_Vi Karl_Peter_Ulrich Karl Christian Schleswigs Christian_Vi Friedrich_V. ^ Friedrich_V. Adolf
Friedrich Adolf Friedrich Friedrich_V. Friedrich_V.
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setzen, deren er sich durch seine tapfern Thaten so würdig gemacht hatte. Im
Glanze der Krone erschien er im nächsten Sommer (1203) mit einem ansehn-
lichen Gefolge von dänischen Bischöfen und Großen in Lübeck und ließ sich
auch hier als König der Dänen und Slaven und Herr der Nordelbinger
feierlichst ausrufen.
Nun begann er mit großer Heeresmacht die Belagerung Lauenburgs.
Die Mauerbrecher arbeiteten Tag und Nacht; aber die Mauern waren stark
und fest und die Belagerten waren streitbare Männer. Man gab und empfing
Wunden und keinem von beiden Theilen fehlte es an Leichen; die Belage-
rung zog sich in die Länge. Da ward der Weg der Unterhandlung betreten
und in einer Unterredung mit den Burgleuten wurden folgende Bedingungen
vereinbart: Graf Adolf wird auf freien Fuß gesetzt, verzichtet auf Holstein,
übergiebt das Schloß Lauenburg, schwört, nie wieder nach Holstein zu kom-
men, und stellt dem Könige auf zehn Jahre zwei seiner Söhne, zwei Söhne
seiner Verwandten und acht andere vornehme Knaben als Geißeln; stürbe
der König oder der Graf innerhalb dieser Frist, so sollten die Geißeln sogleich
zurückgestellt werden. Beide Theile genehmigten und beschworen den Ver-
gleich und die Feste ward übergeben.
Der gebeugte Adolf war froh, auf diese Bedingungen hin seine Frei-
heit wieder zu erlangen und zog sich nach seiner Stammgrafschaft S chauen-
berg zurück, von wo sein Großvater ausgegangen war, über Holstein zu
herrschen.
15. Des Siegers Macht und Holsteins Nolh.
König Waldemar Ii., dem seine Kriegsthaten den Beinamen des
Siegers erwarben, nannte sich „von Gottes Gnaden König der Dänen
und Slaven, Herzog von Jütland (denn er betrachtete sein Herzogthum
Süd-Jütland als sein väterliches Erblehen), Herr von Nordelbingen".
Der schon früh errungene Lorbeerkranz genügte dem königlichen Erobe-
rer nicht, bevor nicht sein Ziel — die Unterwerfung aller Küstenländer an
der Ostsee — erreicht war. Der Ausruf des Papstes zum Kreuzzug gegen
die Heiden an der Ostsee war ihm ein willkommener Anlaß, seine Pläne
unter dem Panier des Kreuzes auszuführen. Die Insel Oesel und ansehn-
liche Theile Preußens erlagen dem ersten Schlage. Ein Bündniß nord-
deutscher Fürsten, die sich gegen den gefürchteten Nachbar erhoben, ward
durch Waldemars eisernen Arm gesprengt, und Friedrich Ii., der deutsche
Kaiser, der wenig nach der Ostsee fragte, stellte im Jahre 1217 eine Urkunde
aus, in welcher er dem Eroberer alle Gebiete jenseits der Elbe und an den
Ufern der Ostsee, die er oder seine Vorfahren erobert hatten, zuerkannte und
den Reichsfürsten untersagte, ihn in diesem Besitz mit Waffen oder Einreden
zu beunruhigen.
So konnte er ohne Gefahr seinen berühmten Zug nach dem heidnischen
Esthland unternehmen. Eine Flotte von 1400 Segeln und ein großes
Landheer, womit Waldemar im Jahre 1219 in Esthland landete, flößte den
überraschten Esthen Anfangs Entsetzen ein und sie erklärten sich zur Unter-
werfung und zur Annahme des Christenthums bereit. Aber ihre Freiheits-
liebe trieb sie zur Kühnheit und Entschlossenheit. Nach wenigen Tagen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Adolf Waldemar_Ii Friedrich_Ii Friedrich
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Adolfs Iii. Mit dcr ganzen Stärke der einschmeichelnden Beredsamkeit
ihres Geschlechts schilderte sie ihm die Unzufriedenheit der Holsteiner in den
glühendsten Farben und beschwor ihn, zur Befreiung seiner alten Unter-
thanen in das Land seiner Väter zurückzukehren. „Es ist keine kleine An-
zahl tapferer Holsteiner," sagte sie, „die freudig zu den Waffen greifen, so-
bald es ihnen nicht, wie bisher, an einem Führer fehlt." Der Graf machte
anfänglich viele Einwendungen. „Mich hält nicht allein die Macht des
Königs zurück," sagte er, ,,sondern auch die Gefahr der Geißeln, unter denen
sich ja meine eignen Söhne befinden; außerdem darf ich es nie vergessen, daß
ich die ewige Vermeidung des Landes beschworen habe." Frau Deest ließ
sich dadurch nicht schrecken und suchte seine Bedenken zu besiegen. „Die
Macht des Königs brauchen wir nicht zu fürchten," sagte sie; „die sreiheit-
liebenden Holsten werden keine Gefahr scheuen, wenn sie einen Herrn und
Anführer haben. Was die Geißeln betrifft, so müssen wir mit dem Aufstand
warten, bis sie zurückgekehrt sind, und damit du nicht nöthig hast, deinen
Schwur zu brechen, so sollst du selbst stille sitzen und keinen Antheil an der
Sache nehmen. Was geschieht, soll im Namen deines Sohnes geschehen.
Ihn laß mit mir ziehen, daß er in der Mitte der Holsteiner zu ihrem künf-
tigen Herrscher heranwachse." So anhaltenden Bitten der unternehmenden
Frau konnte der Graf nicht widerstehen. Er ließ seinen zweiten Sohn, der
wie sein Vater Adolf hieß, mit ihr reisen; verborgen lebte dieser nun in der
abgelegenen Marschgegend, und nur wenige der Edelleute wußten es und
umgaben ihn vertrauensvoll, auf die Zukunft harrend.
16. Die Jagd auf Lyöe.
Dem starken Sieger einen Theil seiner herrlichen Beute zu entreißen,
schien unmöglich, Fürsten und Völker mochten den Versuch nicht wagen; aber
ihn selbst von seiner Beute, mitten aus dem Lande seiner Getreuen hinweg-
zuschleppen— war das nicht ein größeres Wagestück? — und das unternahm
der geringste Vasall des großen nordischen Reichs, Gras Heinrich der
Schwarze von Schwerin.
Die beiden Grafen von Schwerin, Heinrich und Günzel, waren Söhne
jenes Günzels, der Adolf Iii. im Lager vor Hamburg in Schutz nahm.
Sie herrschten ohne Landestheilung gemeinsam und wohnten zusammen aus
ihrem Schlosse Schwerin. Sie waren schon öfters mit ihrem Lehnsherrn
zerfallen, aber jedesmal wieder von dem Grasen Albrecht von Orlamünde
mit gewaffneter Hand zur Unterwerfung gezwungen worden.
Nun begehrterer Könih Gras Günzels Tochter Ida für seinen unehe-
lichen Sohn Nicolaus zur Ehe. Dieheirath ward geschloffen und für den
noch unerlegten Brautschatz standen Günzels Besitzthümer ein. Aber Nico-
laus starb schon im folgenden Jahr und hinterließ einen Aohn, der des Va-
ters Namen trug.
Gras Heinrich, den man wegen seiner dunklen Gesichtsfarbe den
Schwarzen nannte, hatte beschlossen, der im Morgenlaude damals schwer
bedrängten Christenheit beizustehen, und reiste ab, als eben Nicolaus ge-
storben war und Waldemar den Zug gegen die Esthen unternahm.
Als er nach einigen Jahren zurückkehrte, fand er auch seinen Bruder
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Adolfs Adolf Adolf Heinrich_der
Schwarze_von_Schwerin Heinrich Heinrich Heinrich Adolf Albrecht_von_Orlamünde Albrecht Ida Nicolaus Heinrich Heinrich Nicolaus Waldemar
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Truppen unweit Lütjenburgs an's Land und erwartete hier die Ankunft
seiner Reiterei. Der treulose Statthalter Eilif aber ließ sich vom Feinde
bestechen und kam nicht. Der König mußte nun sein Fußvolk gegen die
wohlberittenen Feinde führen. Heinrichs Reiterei suchte durch öfteres An-
und Zurücksprengen das dänische Fußvolk zu ermüden und Niels Heer erlitt
endlich im Haupttreffen eine furchtbare Niederlage. Nur mit genauer Noth
erreichte der Rest des dänischen Heeres die Flotte. Ein Vetter Heinrichs,
der tapfere Knud Lavard, der aus Niels Seite und zwar mit großer
Tapferkeit gekämpft hatte, wurde schwer verwundet und wäre ohne die
Geistesgegenwart eines dänischen Kriegers in die Hände der Wenden ge-
fallen.
Als Niels in sein Land zurückgekehrt war, ließ er den treulosen Statt-
halter hinrichten. Heinrich aber fuhr fort, das südliche Schleswig und die
dänischen Küsten zu belästigen und wurde auch darin leider von den Holsten
und Dithmarschern unterstützt. Ja, selbst die Einwohner Schleswigs be-
raubten die eignen Mitbürger, weil sie sich als herrenlos ansahen und hoffen
durften, ungestraft zu bleiben. Diese Zustände veranlaßen Niels, seinen
tapfern Neffen Knud Lavard die Herrschaft über Schleswig zu übertragen.
Zwischen Heinrich und Knud kam bald ein dauernder Friede zu Stande
und der Wendenfürst ward so eingenomnien von der Liebenswürdigkeit seines
Vetters, daß er ihm sein mütterliches Erbtheil schenkte und ihn zu seinem
Nachfolger im Wendenland bestimmte.
Heinrich starb nach zwanzigjähriger Regierung im Jahre 1126 und
hinterließ zwei Söhne, Zwentibold und Knud. Der Vater, der die
Gemüthsart seiner Söhne kannte, versah sich von ihrer Regentschaft nichts
Gutes und hatte deßhalb dem wackern Vetter Knud Lavard die Krone ange-
boten. Seine Erwartungen trafen ein. Zwentibold und Knud entzweiten
sich, zerrütteten die Wohlfahrt des Landes im Bürgerkriege und erweckten
bei ihren Nachbarn, den Holsteinern, die Furcht vor der Wiederholung der
frühern Raubzüge, so daß sie sich einmischten.
Zwentibold belagerte mit ihrer Hülfe seinen Bruder in Plöen. Knud
verbot seinen Kriegern, auch nur einen Pfeil auf die anrückenden Holsten ab-
zuschießen, und erstieg die Festungswerke, um mit den Belagerern zu reden.
„Hört mich, ihr werthen Männer aus Holstein," rief er, „was bewegt euch,
gegen euren Freund auszuziehen? Bin ich nicht Zwentibolds Bruder und
Miterbe des väterlichen Landes? Laßt diese Streitsache durch richterlichen
Ausspruch entschieden werden und verwendet euch für mich bei meinem Bru-
der, daß er, wie es Recht ist, das Erbe mit mir theile." Das wirkte. Die
Belagerer drangen in ihren Führer, daß er seinem Bruder gebe, was ihm
zukomme. Die aufgebrachten Brüder versöhnten sich und theilten das Land.
Knud überlebte diesen Vertrag nicht lange; er ward schon im folgenden
Jahre zu Lütjenburg erschlagen. Sein älterer Bruder Zwentibold war nun
alleiniger Herrscher und begünstigte die Ausbreitung des Christenthums.
Die Einwohner Rügens unternahmen zu seiner Zeit einen zweiten Räuber-
zug nach Altlübeck, das damals schon eine recht ansehnliche Stadt war. Sie
zerstörten die Stadt und das Schloß. Die Priester flüchteten, als eben die
Feinde den Haupteingang der Kirche erbrachen, aus der andern Thür hinaus.
Der nahe Wald entzog sie den Nachstellungen der Feinde, und das Kloster zu
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
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